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Chronik

Besiedlungs- und Bevölkerungsgeschichte

Das Gebiet des heutigen Sittersdorf lag an der berühmten Römerstraße die ungefähr ab der Zeit um Christi Geburt von Aqueileja nach Virunum (am Zollfeld, im Norden von Klagenfurt) führte. Daneben gab es im Gebiet des heutigen Eberndorf eine Querverbindung zur Römersiedlung Juenna (heute im Gemeindegebiet Globasnitz), von der Jauntal auch seinen Namen ableitet.

Zur Zeit der Völkerwanderung (hier vor allem ab Beginn des 5. Jahrhunderts bis Mitte des 6. Jahrhunderts) drangen germanische Stämme - vor allem Westgoten und Ostgoten bzw. nach dem Tose des Ostgotenkönigs Theoderichs auch Gangobarden - bis weit in den Süden Kärntens und nach Italien vor. Fallses zu dieser Zeit bereits Siedlungen im Raum Sittersdorf gegeben haben sollte, waren sie nicht von Dauer. Seit Ende des 6. Jahrhunderts zogen verschiedene slawische Stämme unter dem Druck der Awaren in das Gebiet Jauntals. Sie folgten dabei der ehemaligen Römerstraße über den Seeberg und siedelten sich am Rande der Ebene bzw.der breiten Flusstäler an. Das von ihnen auf friedliche Weise besiedelte Land, erhielt den Namen Karantanien.

Um 740 wandten sich die Karantanen, die in den letzten zwei Jahrhunderten ständig von den Awarnen bedroht wurden, um Unterstützung im Herzogtum Bayern. Es gelang den Bayern schließlich, die Awarnen zu vertreiben. Als Gegenleistung kam Karantanien in ihre Anhängigkeit, die Slawen durften ihr Land jedoch weiterhin selbst leiten. Nach einem Aufstand gegen das Reich (828) wurde der gesamte Besitz der slawischen Adeligen eingezogen und das Land dem bayrischen Herzogtum eingegliedert.

976 ließ Kaiser Otto II. ein einziges Herzogtum Kärnten schaffen, das in folgenden dreihundert Jahren von verschiedenen bayrischen und fränkischen Fürstenhäusern regiert wurde. Die bayrisch-fränkische Kolonisation, die bereits um 800 einsetzte, erreichte zwischen 1100 und 1200 auch die Gegend des heutigen Sittersdorf. Geistlicher und weltlicher Adel wurde mit Land ausgestattet. Zahlreiche freie und unfreie Bauern wurden angesiedelt, um dies zu bebauen, wobei die Bayern und die Franken Getreidebauern, die Slawen hauptsächlich Viehzüchter waren. Die einheimische Bevölkerung wurde in das neue Grundsystem miteinbezogen.

Darüber hinaus gab es auch weiterhin einen starken Zuzug aus der Gegend von Krain. Der Ort Sittersdorf ist eine Grünung der Eberndorfer Chorherren, die seit dem 12. Jahrhundert die Seelsorge im südlichen Jauntal übernommen hatten. 1154 wird bereits eine Kapelle St. Helena urkundlich erwähnt, die nach zahlreichen Zu- und Umbauten zur Pfarrkirche geweiht wurde. 1466 wird Sittersdorf als eigene Pfarre erwähnt.

Seit 1335 unterstand Kärnten den Habsburgern, die verdienstvolle Adelsgeschlechter mit den Besitztümern in Unterkärnten belehnten. In den folgenden Jahrhunderten wechselten die Herrscherdynastien häufig, unter anderem auch aufgrund von Heirat, Erbschaft und Verpfändung des Besitzes. In der bis in 15. Jahrhundert andauernden Binnenkolonisation wurde mit der Urbarmachung von Sumpfland, Wäldern und Bergen begonnen. Bereits im frühen Mittelalter erheilt die Verkehrsverbindung entlang der alten Römerstraße, die lang schon als Saumweg genutzt worden war (nun von Völkermarkt über Eberndorf, durch Sittersdorf, dann weiter durch das Vellachtal nach Eisenkappel, schließlich über den Seebergsattel nach Krain bis an die Adria führend), als so genannte "Salz- und Eisenstraße" sehr große Bedeutung. Das aus der Adria gewonnene Meersalz wurde im salzarmen Kärnten als äußerst kostbares Gut gehandelt. Im Gegenzug wurde Roheisen aus dem Görtschitz- und dem Lavanttal bis nach Krain und Kroatien gebracht.

Daneben wurden außerdem mit Südfrüchten und Wein aus dem Süden sowie mit Vieh, Häuten und Fellen aus dem Norden, aber auch mit Leinen und Getreide, das im gesamten Jauntal im Übermaß wuchs, gehandelt. Sittersdorf nahm in der landwirtschaftlichen Produktion neben reichlichem Getreideanbau eine besondere Rolle ein, und zwar als einziger Ort Kärntens, an dem Wein - der so genannte "Sittersdorfer Rötel" - angebaut wurde. Der Überlieferung nach soll Christoph von Ungnad, Herr von Sonnegg (ein Adelsgeschlecht, das 1442 von Friedrich III. mit dem gleichnamigen Besitz belehnt wurde), die Reben um 1470 von einer Spanienreise mitgebracht und in Sittersdorf heimisch gemacht haben. Da aufgrund des rauen Klimas die Trauben hier jedoch nicht so gut reiften und erst nach dem ersten Reif im Herbst geerntet wurden, erhielt der Rotwein einen äußerst scharfen und sauren Charakter. Dennoch war der auch "Sittersdorfer Sieben-Männer-Wein" (sechs Männer mussten den Trinkenden halten) genannte Tropfen weit über die Grenzen des Kärntner Unterlandes als Wein mit wohltuennder Wirkung bei Magen- und Verauungsbeschwerden sehr geschätzt.

Eine Anekdote berichtet von Magenschmerzen des spanischen Königs Karl III. (1759 - 1788), der sich auf Empfehlung des österreichischen Gesandten Fürst Rosenberg den Sittersdorfer Rötel über Triest und Cartagena nach Madrid schicken ließ, woraufhin er von seinen Beschwerden befreit worden sein sollte. Die rege Handelstätigkeit  entlang der Salzstraße sorgte auch in Sittersdorf für einen Aufschwung; Wagner, Schmiede und Fuhrknechte siedelten sich an, außerdem zusätzliche Wirtshäuser geschaffen. In den benachbarten Märkten Eisenkappel und Rechberg entstanden, druch die Lage entlang der Vellach und die reichen Holzvorkommen der umliegenden Wälder begünstigt, im 15. und 16. Jahrhundert zahlreiche kleinere Eisenhämmer, die das Labanttaler Roheisen weiterverarbeiteten. Das gesamte Vellachtal erlebte einen enormen Aufschwung, der allerdings mit der Erhebung Klagenfurts zur Landeshauptstadt (1518) und dem Bau der Loiblstraße (1680) gebremst wurde, weil dadurch der Handelsweg von Völkermarkt über den Seeberg nach Italien plötzlich an Bedeutung verlor.

Zu Ende des 15. Jahrhunderts litt Kärnten mehrfach unter den plündernden und brandschatzenden Türken. Bei ihrem ersten Einfall 1473 schlugen die Türken vom Seeberg kommend ihr Lager zuerst in Sittersdorf auf. Drei Jahre später wurde diese Gegend noch verschont, die "Renner und Brenner" waren diesmal über Travis gekommen. Doch schon 1480 zogen sie wieder über den Seeberg, ebenso zweimal im Jahre 1484, wodurch die Bauern arg geschädigt wurden. 1478 kam es daraufhin zum ersten Bauernaufstand, da die Bauern trotz schwerer Verluste zu noch höheren Abgaben verpflichtet worden waren. Im Zuge des 1515 bei Pustritz abgehaltenen "windischen Bauerntags", an dem auch Bauern aus Sittersdorf teilnahmen, wurde ein weiterer Bauernaufstand beschlossen, der jedoch unter Maximilian I. blutig niedergeschlagen wurde. Die folgenden Jahrhunderte verliefen friedlich, bis Sittersdorf schließlich 1715 von der Pest bedroht wurde und schwere Verluste beklagte.

In den vergangenen Jahrhunderten seit dem bayrisch-fränkischen Zuzug waren die slawische und die deutsche Kultur langsam ineinander gewachsen. Aus der Notwendigkeit, sich untereinander zu verständigen, entstand das Windische, ein Konglomerat aus mittelhochdeutschen Vokabeln und altslawischer Sprachkultur. Diese beidseitige Beeinflussung zeigt sich auch heute noch in vielen Ortsnamen, die oftmals gegenseitige Übersetzungen sind. Die Herkunft der Bezeichnung Siter- bzw. Sittersdorf, die erstmals im 15. Jahrhundert auftauchte, könnte zwei Wurzeln haben: Es könnte der althochdeutsche Name Situhari, der später zu Siteher bzw. Sithr wurde, dahinter steckten. Wahrscheinlicher aber ist jedoch, dass der Ortsname von der slowenischen Bedeutung Zitara ves (kroatisch: zitar für "Getreidehändler" bzw. zito für "Getreide") abgeleitet wurde, was - wie aus der Ortsgeschichte hervorgeht - für diese Gegend durchaus plausibel erscheint.

Ab dem 17. Jahrhundert konnte der Bevölkerungszuwachs nur mittels Hofteilungen bewältigt werden, wodurch sich natürlich die bäuerlichen Strukturverhältnisse verschlechterten. (Auch heute noch ist das Gebiet um Sittersdorf von Klein- und Kleinstlandwirtschaft geprägt. Der Hauptteil aller landwirtschaftlichen Betriebe bewirtschaftet zwischen 5 und 10 ha.)